Barock rockt!

Mit BA’Rock, so der Titel meiner vierten Fotoausstellung, setzte ich nach TRIPLET einen weiteren Schritt Richtung Architekturfotografie. Denn nach meiner Sichtweise auf New Yorks moderne Wolkenkratzer-Architektur standen für BA’Rock Bauwerke aus der von Opulenz, Prunk und Üppigkeit geprägten Epoche Modell. Dass ich dabei auch indirekt auf Falco treffen sollte, war das Sahnehäubchen dieser Fotoreise.

Es ist zwar schon ein Zeitl her, dass ich 2016 anlässlich des 700. Geburtstages von Karl IV. – dem wohl größten und bedeutendsten Kaiser Tschechiens – in sechs tschechischen Regionen unterwegs war. Wo ich mich vorrangig auf die Spuren von Jan Blazej Santini-Aichlbegab und viel dazulernte, nicht nur fotografisch. Etwa, dass Meister Santini mit der Verbindung von barocken und gotischen Stilelementen den Baustil der Barockgotik schuf und dass sich in nahezu all seinen Bauwerken – zumindest in jenen die ich mit meiner Kamera besuchte – ein Stern in seinen Werken als für ihn typisches Stilelement findet. Damit war auch klar, dass BA’Rock ohne Santini und der von ihm geschaffenen und heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Wallfahrtskirche des Hl. Jan Nepomuk auf dem Zelená hora, dem Grünberg, bei Žďár nad Sázavou in der Region Vysočina nur die halbe Sache ist. 

Von oben nach unten reicht nicht

Die barocken Baujuwele, die für meine Kamera und mich in Südböhmen, in der Pilsner und Mittelböhmischen Region, in Süd- und Ostmähren und eben in der Region Vysočina posten, haben alle ihre ganz besonderen Merkmale. Die galt es, in den Mittelpunkt der Betrachtung – der des späteren Ausstellungsbesuchers – zu rücken. Keine leichte Aufgabe, denn die Herausforderung liegt schlicht darin,eben den richtigen Mittelpunkt im Sucher zu finden, um bildlich erklärt die senk- und waagrechten Linien auch richtig zu positionieren und darzustellen. Klar, man kann ein Bauwerk von unten nach oben ins Bild rücken und sich auf eine Besonderheit im Mauerwerk fokussieren, alleine das reicht bei Santini’s Sternformationen nicht für einen Wow-Effekt. Dafür braucht es ein sogenanntes Tilt& Shift Objektiv. Mithilfe dieses Spezialobjektivs wird einVerschieben parallel zu den X- und Y-Achsen ebenso wie das Verschwenken des Linsensystems gegenüber der Filmebene ermöglicht. Dadurch verbleibenGebäudefronten parallel zur Bildebene und ein unverzerrtes Bild wird gewährleisten. 

Hat man dieses superteure Wunderding aber gerade nicht zur Hand, ein Tipp für Hobbyfotografen: so gut es eben geht, sich während des Fotografierens mit der Kamera so zu bewegen, um halbwegs diesen Effekt zu erzielen. Ja und dann gibt es natürlich noch Fotoshop, das Bildbearbeitungsprogramm erweist sich in der Nachbearbeitung auch hier als super Helferlein. Auch für den Profifotografen, denn auch für uns ist das Bildbearbeitungsprogramm ein essentieller und längst nicht mehr wegzudenkender Arbeitsbestandteil.

Kultur rock(t) me Amadeus

Ja, anfangs war das BA-Rocke Abenteuer für mich schon ein bisschen wie Geometrisch Zeichnen. Hat man aber mal den Dreh raus, macht diese Art zu fotografieren unglaublich viel Spaß. Weil man mit Bauwerken „spielen“ und durchaus interagieren kann, wie mich das majestätische Schlösser, pompöse Theater und fantasievolle Gärten, goldene Fresken, pausbäckige Engel und natürlich Santinis verbaute Sterne auf meiner Reise durchs barocke Tschechien lehrten. Kultur rockt und ist alles andere als langweilig, ich glaube das wird sich auch Falco dereinst im barocken Schloss Kromeriz (Kremsier) gedacht haben. Als er in diesem opulenten Ambiente sein Musikvideo zu „Rock Me Amadeus“ drehte und mich zig Jahre später dazu inspirierte, meinem Fotoprojekt eben den Titel BA’Rock zu verleihen. Selbstredend, dass ein Bild in diesem ehrwürdigen Ambiente aufgenommen wurde mit dem Titel „Falco“ auch Teil meiner Ausstellung auf der Ferien-Messe Wien 2017 war.

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